Offener Brief an Minister Laumann
Hier ein offener Brief des SPD-Stadtverbands Witten, der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Witten und mir an Sozialminister Laumann, das AWO-Projekt am Crengeldanz in Witten nicht im Stich zu lassen.
Offener Brief: Aufnahme des Projekts „Heven hält zusammen“ in das Programm „Zusammenhalt im Quartier – Kinder stärken – Zukunft sichern“ des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW
Sehr geehrter Herr Minister Laumann,
seit dem 01.07.2016 betreibt der AWO Unterbezirk Ennepe-Ruhr den Familientreff „Heven hält zusammen“ im Quartier Crengeldanz in Witten. Die von der ehemaligen Landesregierung im Rahmen des Landesprogramms „NRW hält zusammen…für ein Leben ohne Armut und Ausgrenzung“ gewährte Förderung lief am 31.12.2017 aus. Seitdem hält sich dieses überaus erfolgreiche Projekt mit Hilfe von Spenden über Wasser und hofft auf eine Anschlussförderung der neuen Landesregierung.
Gemäß der Maxime „NRW hält zusammen…für ein Leben ohne Armut und Ausgrenzung“ ist es der AWO gelungen, in kurzer Zeit einen belebten und beliebten Treffpunkt zu schaffen, der insbesondere Eltern und Kindern im Quartier offensteht. Dies wird auch in dem sehr kurzen Ablehnungsbescheid des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration an den AWO-Unterbezirk Ennepe-Ruhr vom 19. Januar 2018 bestätigt: So habe im Mai 2017 eine Delegation aus dem ehemaligen Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration dem Projekt positive Resonanz bescheinigt. Gleichwohl bestünden aktuell keine Möglichkeiten für eine Förderung des Projektes durch eben dieses Ministerium.
In Ihrem Pressegespräch am 22. Januar 2018 zum Thema „Ausblick 2018: Initiativen und Maßnahmen des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales“ haben Sie sich, sehr geehrter Herr Minister, ausdrücklich zum Förderansatz „Starke Quartiere, starke Menschen“ aus dem Jahr 2015 bekannt. Essenzieller Bestandteil dieses Projektaufrufs ist die präventive und nachhaltige Entwicklung von Stadtquartieren und die Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung. Genau dort setzt auch das Projekt der AWO am Crengeldanz in Witten an.
Zusammenhalt im Quartier – Witten hat, wie viele andere Städte im Ruhrgebiet auch, mit den Folgen des Strukturwandels zu kämpfen. Besonders deutlich werden diese im Quartier Crengeldanz: Durchschnittlich jede fünfte Bewohnerin bzw. jeder fünfte Bewohner ist von Hartz IV betroffen, darunter überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche. Ebenfalls hat jede fünfte Bewohnerin bzw. jeder fünfte Bewohner eine Migrationsbiographie.
Der AWO ist es gelungen, hier einen Treffpunkt zu schaffen, der insbesondere den Familien in diesem Quartier offensteht, die aufgrund ihrer Einkommenssituation oder ihrer Herkunft nicht die gleichen Chancen haben wie andere. In Zusammenarbeit mit Sportvereinen im Stadtteil z. B. wird den Kindern ermöglicht, als gleichberechtigter Teil eines Teams einen Sport zu erlernen und auszuüben, während Exkursionen in das Quartier selbst und in die Stadt dabei helfen, sich als Teil der Wittener Gesellschaft zu identifizieren.
Kinder stärken – Trotz des Auslaufens der Landesförderung, somit eines reduzierten Angebots und nunmehr drei statt vorher fünf Mitarbeiterinnen nimmt der Zulauf am Crengeldanz nicht ab. Derzeit werden 18 Kinder und Jugendliche betreut, die keinen Platz im OGS-Bereich vor Ort bekommen haben. Für diese Kinder und Jugendlichen bedeutet der Treff am Crengeldanz eine vertraute und altersgerechte Umgebung zur Entfaltung, Hilfe bei den Hausaufgaben und schließlich oftmals auch die erste warme Mahlzeit am Tag.
Zukunft sichern – Die Familien am Crengeldanz möchten ihre Zukunft und die ihrer Kinder sicher und langfristig gestalten. Im Familientreff erhalten sie Unterstützung beim Knüpfen von Kontakten sowie die Vermittlung und den Zugang zu Bildungsangeboten. Ihre aktive Teilhabe am Leben im Quartier und in der Stadt ist wesentlich für ihre Integration und sichere Zukunft als Teil einer Gemeinschaft in ihrer (neuen) Heimat.
Herr Minister, einen eigenen sozialpolitischen Schwerpunkt möchten Sie bei der Bekämpfung von Kinderarmut setzen und kündigten an, im Jahr 2018 vier Millionen Euro für die frühzeitige und regional konzentrierte Unterstützung von Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen und benachteiligten Familien zur Verfügung zu stellen.
Genau diese Unterstützung braucht der Familientreff „Heven hält zusammen“ in Witten, damit die Kinder und Jugendlichen im Quartier Crengeldanz eine Chance bekommen, ihre Zukunft aktiv und unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund zu gestalten.
Wir bitten Sie um eine wohlwollende Prüfung des Antrags des AWO-Unterbezirks Ennepe-Ruhr auf eine Förderung im Rahmen des nach Ostern anlaufenden Programms „Zusammenhalt im Quartier – Kinder stärken – Zukunft sichern“ des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW.
Ihrer Antwort sehen wir hoffnungsvoll entgegen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Nadja Büteführ MdL
Ralf Kapschack MdB, Vorsitzender SPD-Stadtverband Witten
Dr. Uwe Rath, Claus Humbert und Rüdiger Fromme, SPD-Fraktion im Rat der Stadt Witten