Inklusionsgruppe aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis zu Besuch im Landtag

In der letzten Woche durfte ich eine Delegation von Bürgerinnen und Bürgern mit Behinderungen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis im Landtag begrüßen. Begleitet wurde die Gruppe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Bethel.regional in Witten sowie der Evangelischen Stiftung Volmarstein.
Die Architektur des Landesparlaments hat meine Gäste sehr beeindruckt und sie lobten den barrierefreien Zugang zum Landtagsgebäude, der nach einer großen Renovierungsaktion vor einigen Jahren allen Besuchern den Zutritt erleichtert.
Nach einer kurzen Einführung in die Tagesordnung der Plenarsitzung hieß es dann für alle eine Stunde lang „live“ dabei sein auf der Zuschauertribüne des Plenarsaals. Zu dem Zeitpunkt beriet das Landesparlament in einer Aktuellen Stunde über die Vorkommnisse in einer Bochumer Shisha Bar und danach über Maßnahmen zur Stärkung der Attraktivität von Pflegeberufen.
Anschließend habe ich die Gruppe zu einer persönlichen Diskussions- und Fragestunde getroffen. Es ging um politischen Abläufe und Prozesse im Landtag, aber vor allem um die Lebenssituation meiner Gäste aus der Wittener Einrichtung von Bethel.regional, der Evangelischen Stiftung Volmarstein sowie dem Blinden- und Sehbehindertenverein Witten: Wie sieht der (Arbeits-) Alltag aus, wie funktioniert das Miteinander in den Wohngemeinschaften, und welche Barrieren und Probleme gibt es außerhalb der Einrichtungen?
Meine Gäste berichteten von ihrem Tagesablauf und ihren Arbeitsbereichen. Sie alle machen ihre Arbeit gerne und fühlen sich wohl, haben aber tagtäglich mit vielen Barrieren im Alltag zu kämpfen. „Einkaufen um die Ecke ist bei mir kein Problem. Mir wird überall geholfen, wenn ich nicht weiter weiß oder mit dem Rollstuhl irgendwo stecken bleibe. Da bin ich sehr froh drüber“, berichtet eine Rollstuhlfahrerin. Aber außerhalb ihrer gewohnten Umgebung sei es oft schwer, z. B. mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B zu kommen. Barrierefreiheit sei an vielen Stellen in der Stadt oft gar nicht vorhanden.
„Schön wäre es auch, wenn die VHS mehr Fortbildungsmaßnahmen anbieten würde, wo auch Menschen mit Behinderungen teilnehmen können. Oft sind diese nur für ’normale‘ Menschen reserviert, weil man keine Mittel und Möglichkeiten hat, Inklusion vor Ort umzusetzen“, weiß einer der Gäste zu berichten. Alle waren sich einig, dass gerade die Teilhabe am normalen Leben, an kulturellen Freizeit- und Bildungsangeboten, viel mehr vorangetrieben werden müsse.
Ich habe mich sehr über die positive Resonanz der Gruppe gefreut und viele Anregungen aus dem Gespräch mitgenommen. Es ist unsere Aufgabe, Politik für alle Bürgerinnen und Bürger erlebbar zu machen. Das Thema Inklusion ist wichtig für ein gleichberechtigtes Miteinander in unserem Land. Das haben mir auch die Besucherinnen und Besucher wieder deutlich gemacht. Durch unsere gesetzlichen Regelungen sind wir bereits Spitzenreiter unter den Bundesländern. Aber im Alltag müssen wir die Inklusion noch weiter voranbringen.
Über das konstruktive Gespräch bin ich sehr froh. Nur so kann ich versuchen zu helfen. Manchmal sind es sogar Kleinigkeiten in unseren Städten, die allen Menschen mit Handicap das Leben erleichtern könnten.
Wir brauchen ein neues Denken für mehr Teilhabe für Menschen mit Behinderung. Als erstes Bundesland haben wir bereits die UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt und einen Aktionsplan für ein inklusives NRW aufgesetzt. Am wichtigsten ist aber ein Bewusstsein in Wirtschaft und Gesellschaft für ein inklusives NRW, in dem Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt am Leben teilhaben können. An diesem Bewusstsein mangelt es oft.