„6 Wochen Landtag – all inclusive“

Semesterferien der anderen Art: Für anderthalb Monate durfte der Student und langjährig aktive Wittener Juso Christopher Fahsold Einblick in meine Arbeit als Abgeordnete im Düsseldorfer Landtag nehmen. Und der prominent am Rhein gelegene Arbeitsplatz hat um einiges mehr zu bieten als nur eine schöne Aussicht.
Hier ist Christophers Bericht:
Neben vielseitigen Besichtigungen und Führungen, die mich vom Landtag über das Haus der Geschichte des Landes in der Villa Horion bis in die Funkhäuser des WDR und Deutschlandradios in Düsseldorf und Köln geführt haben, konnte ich auch den Alltag einer Abgeordneten und die stressigen Plenarsitzungstage miterleben. Hinter den Kulissen des rundlichen Großbaus am Rheinufer passiert eine Menge. Allein die Vorbereitungsarbeit für eine der allseits bekannten Plenarsitzungen ist enorm. Und damit alles so läuft, wie es soll, muss jedes Rädchen des riesigen Politikbetriebes ineinandergreifen.
Um erst einmal für Material für die oft bis spät abends laufenden Sitzungen zu sorgen, müssen eine Menge Anträge geschrieben werden. Diese werden zumeist in den internen Arbeitskreisen der Fraktionen erarbeitet oder durch Bürgerpetitionen initiiert. Nach Einbringung im Plenum folgt ein häufig sehr langwierig wirkender Prozess der Beratung, Bearbeitung und Verhandlung in den Fachausschüssen, der schlussendlich in der Abstimmung mündet. Die Vor- und Nachbereitung der Themenkomplexe nimmt oft auch die Wochenenden ein. Nebenbei sind die Abgeordneten dann noch an einigen Tagen in ihren Wahlkreisbüros tätig und kümmern sich dort um die Belange und Fragen der Bürger*innen vor Ort. Man merkt schnell: Die Abgeordneten müssen fachliche und soziale „Allrounder“ sein, und ich habe mich schnell gefragt, wo da eigentlich Platz für das Privatleben bleibt.
Der Kontrast zwischen der schnelllebigen Rheinmetropole und unseren teils sehr beschaulichen Städten und Orten im EN-Kreis ist enorm – und das nicht nur aus räumlichen Gründen. Besonders die Unterschiedlichkeit der täglichen Aufgaben erfordert von den Abgeordneten eine Art „geistigen Spagat“. Zwischen tiefgehenden juristischen Fragestellungen in Gesetzestexten am Vormittag bis hin zu Fragen über falsch stehende Mülltonnen bei der abendlichen Sitzung des Ortsvereins muss immer die richtige Antwort parat sein. Das erwartet man ja so als Genoss*in von seiner Abgeordneten. Damit diese „richtigen Antworten“ auch immer im Gepäck sind, helfen die zahlreichen Mitarbeiter*innen, die ihren jeweiligen Vorgesetzten zuarbeiten und damit eine Menge der zusätzlichen Arbeit von diesen abnehmen. Sie kümmern sich auch um die Beantwortung und Weiterleitung von Bürgeranfragen und arbeiten sich fachlich in Themen ein. Die Mitarbeiter*innen sind ein wichtiges Rädchen im Getriebe der Maschinerie „Landtag“.
Mir haben diese spannenden sechs Wochen nicht nur verdeutlicht, wie unheimlich schnell anderthalb Monate vorübergehen können, wenn man immer gut beschäftigt ist. Sie haben mir besonders gezeigt, dass das meist so fern wirkende „politische Spektakel“, das die „einfachen Bürger*innen“ höchstens mal im Fernsehen bewundern können (falls gerade wirklich nichts Besseres läuft), nur die Spitze des politisch-administrativen Eisbergs ist. Die Abgeordneten geben jedem von uns eine Stimme im Landtag. Sie machen einen vielseitigen, anspruchsvollen und zeitaufwendigen Job, für den sie und ihre Mitarbeiter*innen unser aller Respekt verdient haben.
Danke an Nadja, Anja, Patricia, Klaus und alle anderen, die mir diesen einzigartigen Einblick ermöglicht haben.